Tradition, Gemeinschaftserlebnis, Spaß – 11.000 Brezeln in 40 Jahren: Wie das Brezelwürfeln in Kirberg auch in schwierigen Zeiten Bestand hatte

Text von Dieter Bäbler

Fragt man die Beteiligten nach dem Ursprung des Brezelwürfelns, dann liegt dieser angeblich weit zurück und stammt aus der Zeit, als es noch den typischen „Dorfbäcker“ gab und dort meistens noch eine Gaststätte angesiedelt war, und dort wurden die Brezeln ausgewürfelt. Noch heute ist im Nassauer Land das Brezelwürfeln am Ende des Jahres oder zu Beginn des neuen Jahres sehr beliebt und hat eine lange Tradition. Zu den Regeln: Drei Würfel sind im Spiel, und in einem Kreis von zehn Personen (oder zehn Einsätzen) gewinnt der oder diejenige, die mit einem Pasch die höchste Augenzahl erzielt. So war es auch kein Wunder, dass am letzten Tag des Jahres 2024 schon weit vor 14 Uhr die Massen zum Kirberger Feuerwehrhaus strömten. Alt und Jung, Klein und Groß, folgten der Einladung zum Brezelwürfeln an Silvester der Freiwilligen Feuerwehr Kirberg, denn hier fand bereits die 40. Auflage dieser Veranstaltung statt.

„Kontaktoses Würfeln“ in der Corona-Zeit

Emil Preußer, der damalige Erste Vorsitzende der Feuerwehr, hatte kurz nach dem Bau des Feuerwehrhauses 1984 die Idee dazu, und seitdem gab es keine Pause, denn auch während der „Corona-Zeit“ machten die Feuerwehrkameraden ein „kontaktloses Würfeln“ per Rubbellos möglich und sorgten in dieser schwierigen Zeit für eine tolle Abwechslung bei der Bevölkerung. Und, das zeichnet die Freiwillige Feuerwehr Kirberg mit ihrem rührigen Vorsitzenden Arndt Preußer aus, wird nicht nur bei den Einsätzen korrekt und professionell gearbeitet, sondern auch beim Brezelwürfeln. Seit 1984 wurde fleißig mitgezählt, wie viele Brezeln gewonnen wurden, und so konnte zum 40-jährigen Jubiläum die 11.000ste Brezel ausgehändigt werden. Die glückliche Gewinnerin Corina Reimann aus Kirberg zeigte sich dann auch sehr gerührt und bekam noch ein kleines Präsent aus den Händen des Vorsitzenden obendrauf. Doch alle „Würfelfans“ an diesem Tag waren mit viel Leidenschaft und Emotionen dabei und nicht nur die Spieler an den Tischen verfolgten das „Rollen der Würfel“, sondern auch die Zuschauer rundherum fieberten mit und klatschten Applaus, wenn mal „drei Sechser“ auf den Tisch knallten. So verließen einige der leckeren Hefebrezel aus der Bäckerei Giebitz das Feuerwehrhaus oder konnten für den Kaffee im neuen Jahr bestellt werden. Auch die 82-jährige Inge Preußer aus Kirberg zeigte sich als Meisterin an den Würfeln und konnte mit einer Augenzahl von „16“ eine leckere Brezel gewinnen.

Ein „Stelldichein“ zum Jahreswechsel

Aber es geht bei dieser Veranstaltung nicht nur um das Spiel, denn es ist auch ein großes „Stelldichein“ zum Jahresende. Man trifft sich noch einmal zu einem lockeren „Schwätzje“ und lässt das abgelaufene Jahr Revue passieren. Benachbarte Feuerwehren sind zu Gast oder auch Weggezogene, die zum Silvesterfeiern bei Freunden eingeladen sind, oder auch gute Freunde, machen einen Abstecher in das Feuerwehrhaus nach Kirberg. So auch Steffi Wahl aus Obertiefenbach und Claudia Fuchs aus Niedertiefenbach, die nicht unbedingt wegen des Würfelns angereist waren, sondern wegen ihrem guten Freund Andreas Walther, dem Vorsitzenden des Vereins „Einst und Jetzt in Kirberg“, der aus Obertiefenbach stammt. Und alle, die nicht selbst ihr Glück beim Würfeln versuchen wollten, wurden durch die Mitglieder des Kirberger Feuerwehrvereins mit kühlen Getränken, Kaffee und Kuchen, Würstchen oder Schmalzbrot bewirtet, während die Kinder beim Wachsgießen auf spaßige Weise einen „Blick in die Zukunft“ werfen konnten. Neben dem Burgfest, welches die Kirberger Feuerwehr alle zwei Jahre ausrichtet, ist das Brezelwürfeln eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres und neben den gut 30 Einsätzen im Ehrenamt und sehr viel Ausbildung im abgelaufenen Jahr, nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch eine „kleine“ Einnahmequelle, denn der Erlös fließt nicht nur mit in den Bau der neuen Vereinshalle, sondern auch in die Jugend- und Kinderfeuerwehr.

Tradition, Gemeinschaftserlebnis, Spaß – 11.000 Brezeln in 40 Jahren: Wie das Brezelwürfeln in Kirberg auch in schwierigen Zeiten Bestand hatte